Das Buch
Aschgrau, fahlgrau, grau-grau. Innerhalb weniger Wochen ist die Welt eine andere geworden. Mit nichts als ein paar Lebensmitteln und einer verzweifelten Hoffnung im Gepäck macht sich die 17-jährige Judy mit ihren beiden jüngeren Geschwistern auf eine Reise durch das von Naturkatastrophen zerstörte Land. Weg von den Beben, weg von dem Schmerz des Vergangenen. Ein Ziel haben sie nicht. Nach einem traumatischen Zwischenfall treffen sie auf den 21- jährigen Raphael, der sich um den jungen Joe kümmert – und die ebenso verloren sind wie sie selbst. Schnell stellt die Gruppe fest, dass sie gemeinsam besser dran sind. Alles, was sie haben, ist ihr bedingungsloser Zusammenhalt, das Versprechen, niemals aufzugeben, und den Beginn einer zarten Liebe in aussichtslosen Zeiten.
Meine Meinung
Judit Müller hat einen angenehm zu lesenden Schreibstil, der einen das Buch nur so durchfliegen lässt, ohne dass man es merkt. Kapitel für Kapitel baut sie mehr Spannung auf, regt zum Nachdenken und vor allen Dingen zum Mitdenken an. Die Story ist von Beginn an verständlich und nachvollziehbar aufgebaut, sodass man als Leser schnell hineinfindet.
Man merkt, dass die Autorin sich Gedanken über die Protagonisten gemacht hat, dennoch wirken sie auf mich alle etwas unnahbar. Zwar kann man sich in die Situationen hineinversetzen und die Ängste und Sorgen nachvollziehen, doch das gewisse Etwas fehlt mir da noch, um komplett mit ihnen warm zu werden. Dem Lesen tat dies jedoch keinen Abbruch – das machten die Spannung und der Schreibstil dann wieder wett.
Besonders gut gefallen haben mir die Beschreibungen der Umgebung, der verlassenen Städte und weiten Ebenen ohne ein Zeichen des Lebens. Judit Müller hat hier eine erschreckend realistische dystopische Welt erschaffen, die gar nicht so abwegig scheint. Einzig die sich so schnell entwickelnde Liebesgeschichte erschien mir etwas weit hergeholt. In nur wenigen Tagen ist es plötzlich die große Liebe und eine „glückliche“ Familie? Nein, das ist unrealistisch. Hierbei handelt es sich wohl eher um das Verwechseln von „echten“ Gefühlen mit der Erleichterung darüber, nicht mehr allein zu sein. Dass die Protagonisten diese Gefühle verwechseln, sehe ich allerdings nur als Leserin, sie selbst glauben, es ist Liebe.
Fazit
Das Buch hat mir im Großen und Ganzen recht gut gefallen und war schnell durchgelesen. Spannung war genug da, lediglich diese „Liebesgeschichte“ und die Unnahbarkeit der Protagonisten störten mich ein wenig. Ich finde es schade, dass offenbar jeder neue Autor glaubt, eine gute Story braucht unbedingt eine unrealistische Liebesgeschichte. Mal ehrlich: Lasst dieses Liebesgedöns doch einfach mal weg! Alternativ: gebt der Liebe genug Zeit (Seiten, Kapitel) sich zu entwickeln und zwar über einen längeren Zeitraum als ein paar Tage bis eine Woche.Da dies aber nur mein persönlicher Geschmack ist, soll das nicht vom Lesen abschrecken.